Die Natur ist wild im südwestlichen Florida. Von den Geisterorchideen von Fakahatchee Strand bis hin zu den weichen Sandbänken des Beachfront State Parks: Der Südwesten Floridas ist wie der hauseigene Amazonas der Halbinsel.

 

Es ist 9 Uhr morgens und unsere Reisegruppe begibt sich auf die Suche nach Geistern. Keine Geister, die man nach Einbruch der Dunkelheit antrifft, sondern die, die sich hoch in den Eschen des Fakahatchee Strand Preserve State Park verstecken. Genauer gesagt sind wir der Geisterorchidee auf der Spur. Die Suche nach dieser seltenen Orchidee ist eine schwierige und langwierige Angelegenheit, bei der jeder Baumstamm nach Wurzeln abgesucht wird, die auf die Pflanze hinweisen. Kurz darauf entdeckt unser Reiseleiter, der Parkbiologe Mike Owen, weit über unseren Köpfen ein Exemplar, das wie ein Tier von einem Ast herunterbaumelt.

Ein Besuch des Südwestens von Florida ist nicht einfach kein normaler Ausflug, sondern führt an Orte, von denen man nie geträumt hätte. In der Nähe der Everglades-Stadt Copeland im südwestlichen Teil Floridas liegt der Fakahachee Strand Preserve State Park. Der Amazonas Floridas mit 326 Quadratkilometern wasserreicher Wildnis beherbergt mehr Arten von einheimischen Bromelien und Orchideen, als irgendein anderer Ort in den Vereinigten Staaten.

Hier folgen weitere besondere Orte im Südwesten Floridas...

Royal Fronds

In Naples Collier-Seminole State Park können Besucher unter Floridas größtem Bestand an einheimischen Königspalmen campen. Mit Erzählungen über die im Sumpf lebenden Kreaturen werden geführte Wanderungen im Mondschein oder eine Kanufahrt durch die gespenstischen Mangrovenwälder zum nächtlichen Abenteurer.

Schlüssel in die Vergangenheit

Mangroven prägen die natürliche Küstenlinie der südwestlichen Golfküste bei Estero und den angrenzenden Orten wie dem Mound Key Archaeological State Park. Ein Ausflug mit dem Kanu in die Estero Bay führt zu diesem riesigen Hügel aus Muscheln, den letzten Überresten der Hauptstadt der Calusa-Kultur aus dem Jahr 100 n. Chr. Umgeben von Floridas erstem geschützten Wasserreservat, dem Estero Bay Preserve State Park, ist diese Tour eine unvergessliche Entdeckungsreise durch ein Labyrinth aus Mangroveninseln.

Lovers Key State Park

Ein guter Startpunkt für Kajaktouren durch das Reservat ist der Lovers Key State Park mit seinen berühmten Stränden. Mit dem Mountainbike gelangt man sehr einfach zu diesem beliebten Park in Fort Myers Beach und ein Trip auf dem acht Kilometer langen Black Island Trail führt abseits der Menschenmassen durch die tropische Vegetation.

Utopische Träume

Auf der anderen Seite der Estero Bay liegt der Koreshan State Historic Site Park, der beliebteste Startpunkt für eine Fahrt nach Mound Key. Dort gründete Dr. Cyrus Teed 1894 eine utopische Gemeinde und versammelte Anhänger, die glaubten, dass sich das Universum in einer riesigen, hohlen Kugel befindet. Während einer Besichtigung des Dorfes erfährt man vieles über die fortschrittlichen Ansichten der Gemeinde über die Rechte von Frauen und erlernt die Herstellung von Koreshan Brot nach holländischer Kochkunst. Alternativ kann man auf den Einbruch der Nacht warten und an einer geführten Tour im Mondschein teilnehmen. Natürlich ist hier auch wieder Geisterjagd angesagt.

Fußabdrücke im Sand

Im Stump Pass Beach State Park am südlichen Ende von Manasota Key befinden sich viele abgeschiedene Orte zum Sonnenbaden. Bei einem Spaziergang an einem der wilden Strände am Golf von Mexiko, weht Besuchern eine leichte Meeresbrise um die Nase. Wenn man den Pfaden entlang der schmalen Halbinsel folgt, entflieht man schnell den Menschenmassen und findet mit etwas Glück eine ruhige Bucht, in der man Delfinen beim Spielen zusehen kann.

Ab nach draußen

Wahre Abgeschiedenheit findet man im Don Pedro Island State Park, der vor der zerklüfteten Küste von Charlotte Country liegt. Vom Festland am Cape Haze – ein Geheimtipp mit zwei Naturlehrpfaden und einem Picknickplatz – kann man mit dem Kajak oder einem Wasserfahrzeug zum Park fahren. Bunte Graslandschaften und Dünen bilden die Kulisse für einen unberührten Strand. Von Freitag bis Sonntag legen hier Fähren an, in der restlichen Woche ist hier aber kaum jemand anzutreffen.

Geschichte ans Licht bringen

Im Gasparilla Island State Park in Boca Grande ist das Sonnenbad am blauen Wasser nur eine von vielen Möglichkeiten, um den Tag zu gestalten. Ohne einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, ist ein Besuch jedoch nicht vollständig. Am südlichen Ende der Insel bringt das Boca Grande Lighthouse Museum Licht in die Vergangenheit. Hier bekommt man zum Beispiel Einblicke in die „Rancho“ Fischfarm, die früher von spanischen Siedlern bewohnt wurde.

Sag „Arrr“

Der Tritt in die Fußstapfen der Piraten gelingt entlang der Küste der Insel Cayo Costa im Cayo Costa State Park. Dort warten rustikale Hütten und Campingplätze im Robinson Crusoe-Flair am Meer. Die geschwungenen Strände sind eine Fundgrube für seltene Muscheln, Tulpen, und vieles mehr. Cayo Costa ist mit der Fähre von Pineland oder auf einer eher anstrengenden Paddeltour von Pine Island aus zu erreichen und eignet sich perfekt für einen Familienausflug. 

Da bleibt der Mund offenstehen

Im Myakka River State Park von Sarasota wiegen sich die Gräser und Wildblumen der weiten Prärie im Wind. In der Nähe vom Parkplatz, am Ende eines kurzen Waldweges kann man den 74 Meter hohen Canopy Walk Turm besteigen und die Hängebrücke zwischen den Eichenbäumen überqueren. Abseits der gewöhnlichen Pfade findet man außerdem einen 62 Kilometer langen Wanderweg, der in das Hinterland führt. 

Sich ins Abenteuer schwingen

Im Paynes Creek Historic State Park verbindet eine Hängebrücke aus den 1930er Jahren die beiden Orte Fort Chokonikla und den Kennedy-Darling Handelsposten, der an der Nordgrenze des Seminole Reservats von 1849 liegt. Ein Angriff auf die Handelsstelle führte zum Bau des Forts und später zum dritten Seminolenkrieg. Kilometerlange Wanderwege schlängeln sich durch diese schattigen Wälder entlang des Peace River in Bowling Green.

Wanderschuhe ausgepackt

Mit geschnürten Wanderschuhen geht es auf Enteckungstour im Unterholz des Oscar Scherer State Park. 1872 erfand Oscar Scherer in diesem Park ein Verfahren zum Färben von Schuhleder. Der Park wurde 1955 von seiner Tochter an die Öffentlichkeit Floridas übergeben. Fast 19 Kilometer Wanderwege schlängeln sich an schattigen Bächen entlang, durch Kiefernwälder und Gestrüpp. Diese Wüste ist das perfekte Zuhause für den einheimischen Vogel, Floridas Scurb Jay. Mit dem Fernglas entdeckt man die fast 30 Zentimeter langen blauen Vögel, die meistens im Schwarm unterwegs sind. Mit dem Mountainbike geht es die sandigen Wege entlang oder mit dem Kanu den South Creek River hinunter.